Wie Sie sich in Zukunft abschaffen können
Das Jahr neigt sich dem Ende zu – Zeit, sich gute Vorsätze zur Zukunft Ihres Chorvereins zu überlegen. Hier einige Tipps, die Ihnen und Ihrem Chor künftig ganz sicher hilfreich sein werden:
1. Richtige Außendarstellung:
Kommen Sie möglichst wenig mit Menschen über den Chor ins Gespräch oder sprechen Sie gegebenenfalls vor allem den Nachwuchsmangel an. Geben Sie hierfür möglichst dem Gegenüber die Schuld, das erzeugt Mitleid. Sorgen Sie auch dafür, dass er erfährt, dass es eine Zwei-Klassen-Gesellschaft gibt: Sänger und Nicht-Sänger – entweder man ist hineingeboren oder nicht. Der Chor ist schließlich seit Alters her ein Eliteprojekt. Schnupperproben sollten unbedingt vermieden werden. Geben Sie kein Geld für Öffentlichkeitsarbeit aus, denn: Das Gute liegt so nah! Mit den gängigen Textverarbeitungsprogrammen lässt sich im Handumdrehen ein tolles Plakat zaubern. Nutzen Sie am besten viele verschiedenen Schriftarten und die phantastische Möglichkeit der WordArts! Für eine gute Corporate Identity benutzt man in der Regel bekannte Schriftarten wie Comic Sans.
Und halten Sie sich fern von diesen neuen „Sozialen Netzwerken“ in diesem Internet. Das hatten wir vor Jahren schon mal – das setzt sich nicht durch. Werbung für Konzerte Ihres Chores bei Facebook, Twitter & Co bringt Ihnen gar nichts.
2. Pflegen Sie Ihr Repertoire!
Schränken Sie Ihr Repertoire ein, das verschärft das Chorprofil. Proben Sie möglichst wenig neue Stücke, um die alten warmzuhalten. Je weiter Sie Ihr Repertoire verkleinern, umso ansprechender wird der Chor. Denn wer liebt schon nicht Jäger- oder Weinlieder, ABBA und Udo Jürgens? Generell empfehlen sich möglichst bekannte Stücke, vor allem mit kreativer Klavierbegleitung. Der Chor muss so keine komplexen Strukturen erfassen, sondern singt einfach nur die ausgeterzte Melodie, man spart Zeit und Nerven. Fordern Sie den Chor nicht so sehr, kein Mensch möchte Leistungsdruck in der Freizeit. Zu bevorzugen sind einfache, isorhythmische und im kleinen Kandenzbereich operierende Chorsätze mit Klavierbegleitung, um intonatorisch nicht in die Bredouille zu kommen.
3. Keine Experimente:
Wenn Sie etablierte Konzertformate haben (Frühlingsfeste, Jahresfeiern und ähnliches), belassen Sie es dabei. Schließlich hat es schon immer gut funktioniert. Die bewährte Räumlichkeit hat sich auch logistisch eingespielt. Akustische Gesichtspunkte sind zu vernachlässigen, schließlich ist eine Turnhalle ja eine Turnhalle und kein Konzertsaal. Machen Sie sich nicht die Mühe, alternative Formate wie Werkhallen- oder Schlosskonzerte zu konzipieren. Singen Sie möglichst draußen, weil der Chor im Freien viel besser klingt als etwa in Kirchen, die den Klang verwaschen und den Text unverständlich machen. Auch Kooperationen haben sich noch nie bewährt. Ziehen Sie klare musikalische Grenzen! Der Musikverein oder das örtliche Streichorchester haben bei einem Vereinskonzert des Chores nichts zu suchen.
Synergien sind hier nur marginal und schwächen die Position des Chores.
An Fortbildungsangeboten haben Sie keinen Bedarf, die Kosten nur Zeit,
ebenso wie Stimmbildung – eine rein kosmetische Maßnahme!
Merken Sie sich die einfache Grundregel: Der Chor ist super, so wie er ist!